Abu Markub: Ein Vogel aus einem Land vor unserer Zeit
Der Schuhschnabel (Balaeniceps rex) beeindruckt durch seinen enormen Schnabel, der an eine übergroße Pantoffel erinnert. Dies brachte ihm auch seinen, aus dem Arabischen stammenden, zweiten Namen Abu Markub „Vater des Schuhs“ ein. Sein Lebensraum sind die größtenteils schwer zugänglichen Schilf- und Papyrussümpfe des östlichen Afrikas. Seine Hauptverbreitung mit ca. 5.000 – 8.000 Individuen (50-80% der Weltpopulation) hat der Schuhschnabel im Südsudan. Für Naturbeobachter und Fotografen weitaus leichter zu erreichen ist die Art in Uganda, Tanzania oder in Sambia.
Auch wenn der Schuhschnabel in seinen Vorkommensländern geschützt ist, so sind seine Bestände doch gefährdet. Im gesamten Verbreitungsgebiet ist er durch Lebensraumverlust bedroht. Mit wachsender Bevölkerung steigt der Flächenbedarf für Ackerbau und Viehzucht. Einstiger ungehemmter Fang und Abschuss für Zoos und Museen konnten Dank CITES stark eingeschränkt werden. Nachzuchten gelangen bisher nur ausnahmsweise. Von einer gezielten Bejagung ist nichts bekannt. Doch soll es am Albert See Fischer geben, die Gelege zerstören und Jungvögel töten. Es herrscht dort der Aberglaube, dass, wenn man von einem Schuhschnabel angeschaut wird, bald einem selbst oder einem Familienmitglied der Tod ereilt.
Systematisch wird der Schuhschnabel einer eigenen Familie zugeordnet (Balaenicipitidae). Auch wenn er häufig verwandtschaftlich den Störchen nahe gestellt wird, so gab es seit seiner Erstbeschreibung 1850 durch Gould schon Diskussionen, ihn näher den Pelikanen zu stellen. Neuere DNA-Sequenzanalysen haben ein Schwestergruppenverhältnis mit den Pelikanen bestätigt.
Auf unserer Uganda-Reise im Januar/Februar 2014 besuchten wir unter anderem das Semuliki Wildtierreservat am Albert-See, wo wir auf einer Bootstour für eine Stunde einen Schuhschnabel beobachten und fotografieren konnten.
Auch ohne Schuhschnabel ist für den Naturfotografen eine Tour auf den ostafrikanischen Seen ein Erlebnis. Hier gibt es Begegnungen mit afrikanischen Wasservögeln wie Klaffschnabel, Goliathreiher, Blaustirn-Blatthühnchen und Rötelpelikan. In Ufernähe rütteln ständig, vom Fotografen unbeeindruckt, Graufischer. Für europäische Zugvögel wie Rallenreiher, Weißbartseeschwalbe und Schafstelze sind die ostafrikanischen Seen ein wichtiges Überwinterungsgebiet.
Eine weitere Reise, bei der der Schuhschnabel im Fokus stehen soll, ist bereits mit unserem Partner von camouflagephotography vor Ort in Planung. So hoffen wir, hier auf Green-Lens.de bald weitere Fotos dieser archaisch anmutenden Vogelart präsentieren zu können.