Hokkaido, Japans kalter Norden
Unser erstes Ziel war der fast komplett zugefrorene, nur ein bis zwei Meter tiefe Lake Furen im Südosten Hokkaidos. Hier besteht die einzigartige Möglichkeit, auf Fangreste der Eisfischer wartende Seeadler und Schwarzmilane direkt an den Eislöchern der Fischer zu fotografieren. Empfehlenswert ist es, gleich in der Morgendämmerung gegen 07:00 Uhr den Fischern auf das Eis zu folgen. Zu Spitzenzeiten gegen Mitte Februar finden sich bis 900 Riesenseeadler und noch mehr Seeadler am Lake Furen ein, die um die Nahrung konkurrieren. Aufgrund der Größe des Gebietes und der vielfältigen Fotomöglichkeiten bietet sich ein mehrtägiger Aufenthalt an. Direkt am Ufer des Sees betreibt das Ehepaar Matsuo die Lodge Furen (N 43°16’187’‘, E 145°28’323’‘, matsuo-t(at)plum.plala.or.jp), die als Herberge absolut empfehlenswert ist. Eine typisch japanische Unterkunft mit Familienanschluss. Die Matsuos kennen die Beobachtungsgebiete sowie die Tiere und Pflanzen in der Umgebung sehr genau und geben ihren Gästen viele wertvolle Informationen. Sie sind freundlich und hilfsbereit, servieren typische japanische Kostbarkeiten der Meere und haben schon viele Ornithologen und Fotografen aus aller Welt beherbergt. Außerdem sprechen sie, und das ist in diesem Winkel Japans äußerst ungewöhnlich, Englisch und haben für uns einiges organisiert, was ohne ihre Hilfe nur schwer möglich gewesen wäre.
Nördlich des Lake Furen liegt an der Küste die Notsuke Halbinsel, ein RAMSAR-Gebiet, welches unser nächstes Ziel war. Auch hier profitieren die beiden Seeadlerarten von den Aktivitäten der Fischer. Wenn die Fänge angelandet werden, sind hier vor allem die auf Hokkaido überwinternden und mit nur rund 5.000 Vögeln lediglich auf Kamtschatka, Sachalin und an der Küste des Okhotskischen Meeres brütenden Riesenseeadler regelmäßige Gäste. Der Sandhaken bietet zudem auch gute Möglichkeiten, die Großmöwen, allem voran Eis- und Kamtschatka-, aber auch Beringmöwen, zu studieren.
Der mit ca. 140 Exemplaren (Yamamoto mdl. Mitt) wohl seltenste Brutvogel Hokkaidos, der Riesenfischuhu, von dem es weltweit vielleicht nicht einmal mehr 1.000 Vögel gibt, stand als nächstes auf dem Programm. Nahe der für die Fischerei bedeutenden Hafenstadt Rausu befindet sich in einem kleinen Gebirgsbachtal die Möglichkeit, diese große Eule an einer extra für sie eingerichteten Futterstelle mit Beleuchtung aus kürzester Distanz zu beobachten. Dank des Engagements der Familie Kawamura, die hier die kleine Pension Washino-yado unterhält (N 44°02'037'', E 145°12'508''), haben sich die Uhus an die Besucher gewöhnt. Man kann sie direkt von den Zimmern der Unterkunft aus beobachten.