Sperbereule – Ein seltener Gast aus nordischen Gefilden
Seit Anfang Dezember 2013 gastiert eine Sperbereule im sächsischen Stollberg. Und sie ist nicht die Einzige in diesem Winter. Im November war ein Individuum für gut eine Woche in Gristede bei Oldenburg in Niedersachsen. Außerdem hält sich in den Niederlanden in Zwolle bereits seit November ein weiterer Vogel auf.
Die Art kommt circumpolar in den Nadelwäldern von Eurasien und Nordamerika vor. In Skandinavien bewohnt sie die Ränder von Nadelwäldern, Lichtungen von Hochmooren oder Bergrücken. Grundsätzlich ist diese Eulenart ein Standvogel, der auch im Winter im oder in der Nähe seines Brutgebietes bleibt. Allerdings ist sie nicht sehr standorttreu, ihre Brutreviere sucht sie entsprechend dem Nahrungsangebot aus. Dabei wandert die Sperbereule auf der Suche nach günstigen Bedingungen innerhalb ihres Brutverbreitungsgebietes weit umher. In nahrungsarmen Jahren unternimmt sie dann weiträumig Ausweichwanderungen und kann so auch nach Mitteleuropa gelangen. Bis 1983 wurden in Deutschland knapp 100 Individuen nachgewiesen (Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas; Bauer et. al 2005). Anschließend folgten bis 2012 keine weiteren 10 Beobachtungen. Unter anderem gab es im Jahre 2006 im brandenburgischen Dubrau eine länger anwesende Sperbereule, die viele Fotografen und Beobachter anlockte. In diesem Winter allerdings gab es in Deutschland bereits an vier Orten Nachweise.
Die Sperbereule ist im Gegensatz zu vielen anderen Eulenarten vorwiegend tagaktiv, jagt aber auch in der Dämmerung. Kleinsäuger spielen eine übergeordnete Rolle im Beutespektrum.
Die Sperbereule im Erzgebirge scheint sich wohl auf eine längere Gastvorstellung einzurichten. Ihr aktuelles Revier, ein Garten mit einer Obstwiese und einem angrenzenden Gewerbegebiet, ist scheinbar reich an Mäusen. Mehrfach konnte trotz Anwesenheit von zeitweise über 10 Beobachtern die erfolgreiche Jagd beobachtet werden. Sie findet dabei so viel Beute, dass die Mäuse für "schlechtere" Zeiten in Bäumen deponiert werden. Dieses Verhalten haben auch lokale Krähen und Elstern bereits bemerkt und versuchen sich ihren Anteil zu holen. Doch mit einer Größe von bis zu 43 cm, ihren scharfen Krallen und dem ausgesprochen gewandtem Flug ist sie wehrhaft und verteidigt ihr Revier und ihre Depots sogar gegen die viel größeren Mäusebussarde. Auch die Vögel in Zwolle und Gristede haben bzw. hatten sich urbane Lebensräume ausgesucht. Während die Sperbereule in Niedersachsen offenbar vorwiegend Vögel jagte, verhält sich der Vogel in den Niederlanden ähnlich wie der in Stollberg.
Bleibt abzuwarten ob in diesem Winter noch mehr Sperbereulen in Deutschland entdeckt werden. In Polen und Dänemark gab es jedenfalls weitere Beobachtungen.