Green Lens Naturfotografie

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Ungarn: Puszta und Mittelgebirge

Neben typischen, trockenliebenden Vogelarten wie Schwarzstirnwürger, Großtrappe und Blauracke finden sich Feuchtgebietsarten wie Weißbart- und Weißflügelseeschwalben, die in mehreren Kolonien über das Gebiet verteilt brüten, sowie Rohrdommeln, die in einem Bestand von 200 bis 400 Paaren vorkommen. Die Fischteiche schließlich warten u.a. mit der kompletten Palette europäischer Reiherarten (mit Ausnahme des Kuhreihers) sowie mit Zwergscharbe, Kleinen Sumpfhuhn und überraschend vielen Moorenten auf. In den Dörfern rund um die Puszta brüten unzählige Weißstörche, nicht selten finden sich fünf Jungvögel in den Horsten.

Weitere Highlights der Puszta sind mehrere Rotfußfalken- und Bienenfresserkolonien. Für beide Arten gibt es gute Fotomöglichkeiten in der Nähe der jeweiligen Kolonien. Die Rotfußfalken nutzen alte Nester von Saatkrähen und siedeln sich deshalb in deren Kolonien an, obwohl sie heutzutage wohl vorwiegend in den speziell für sie aufgehängten Nistkästen brüten dürften. Grundsätzlich bietet der rund 82.000 ha große Hortobágy Nationalpark entlang der freigegebenen Wege und Straßen gute Beobachtungs- und auch Fotomöglichkeiten. Wem das nicht reicht, der kann im Nationalparkzentrum geführte Touren zu öffentlich nicht zugänglichen Gebietsteilen buchen. Grundsätzlich ist ein Besuch des Nationalparkzentrums direkt im Ort Hortobágy am Anfang einer Tour unumgänglich, da hier die obligatorischen Besuchergenehmigungen für den Park und die Fischteiche besorgt werden müssen. Außerdem bietet sich so auch gleich die Möglichkeit, an aktuelle Informationen zu kommen.

In den Fischteichkomplexen lohnt es sich besonders, die zahlreich vorhandenen Beobachtungstürme entlang der Wege aufzusuchen. Aufgrund der Größe des Gebietes ist es zumindest im Teichgebiet nördlich von Halastó empfehlenswert, das Gelände mit dem Fahrrad zu erkunden. Von den Türmen hat man eine gute Übersicht über die großen Wasserflächen, und aus fotografischer Sicht ist es besonders reizvoll, sich an den mitunter auf fast gleicher Höhe vorbeifliegenden Reihern zu versuchen. In den Schilfgürteln der Fischteiche sind Drosselrohrsänger sowie Bart- und Beutelmeisen allgegenwärtig.

Überall im Nationalpark ist die Rohrweihe präsent. Eine vergleichbare Anzahl jagender Rohrweihen wird man zumindest in Mitteleuropa wohl nirgends antreffen. Im Gesamtgebiet soll der Bestand bei 2.000 Paaren liegen. Ein weiterer, wenngleich erheblich seltenerer Greifvogel, der in den trockenen Teilen der Hortobágy-Puszta vorkommt, ist der Adlerbussard. Die Art erreicht hier ihre nordwestlichste Verbreitung in Europa. In den Feldern zwischen dem Hortobágy- und dem nordwestlich gelegenem Bükk-Nationalpark kommen zwei andere seltene Greifvögel, nämlich Würgfalke und Kaiseradler, vor. Die Falken, die auch in der Puszta jagen, brüten hier in extra für sie angebrachten Nistkästen auf großen Strommasten, während die Kaiseradler die Ebenen zur Nahrungssuche nutzen. Ihre Horste finden sich in den waldigen Regionen des Bükk Gebirges. Dieses liegt nur etwa eine Autostunde von der Hortobágy-Puszta entfernt und bietet sich als abwechslungsreiche Ergänzung zu dieser an. Typisch für diesen Ausläufer der Karpaten, von dem 430 Quadratkilometer als Nationalpark ausgewiesen sind, ist ein mehr oder weniger naturbelassener Buchenwald mit Altholzbeständen und einer entsprechenden Fauna. Wir hatten leider nur noch 1 ½ Tage Zeit und beschränkten unsere Aktivitäten dementsprechend auf die südlichen Ausläufer des Gebirges. Als Unterkunft wählten wir die „Farmlator". Sie gehört einer niederländischen Familie, die in ihrem Garten eine auf die Bedürfnisse von Fotografen abgestimmte Futter- und Badestelle für Waldvögel eingerichtet hat (Nähere Infos unter www.farmlator.hu ). Trotz der Kürze der uns zur Verfügung stehenden Zeit und der Anwesenheit einer größeren Gruppe Fotografen, die die Hides an den Futterplätzen schon gebucht hatten, bekamen auch wir hier eine Chance und somit einige typische Arten des Gebietes aus kürzester Distanz vor die Linse.

Die im Osten Ungarns gelegenen Nationalparks Hortobágy und Bükk sind in gut zwei Stunden Autofahrt von Budapest aus erreichbar. Unterkünfte gibt es entweder direkt in Hortobágy oder in den umliegenden Orten wie z.B. Tiszafüred. Das Preisniveau für Essen und Unterkunft ist sehr moderat. Die Region bietet sowohl dem an Vogel- und Naturbeobachtungen interessiertem Besucher wie auch Fotografen viele Möglichkeiten, die sonst in Mitteleuropa so nicht zu finden sind. Aufgrund der Nähe ist das Gebiet auch für Reisende mit wenig Zeit (z.B. eine Woche) empfehlenswert. Zur Vorbereitung einer Reise kann der Crossbill Guide „Hortobágy and Tisza River Floodplain" (www.crossbillguides.org ) empfohlen werden. In dem Buch finden sich neben generellen Informationen auch Routenvorschläge und reisetypische Tipps. Weitere Informationen finden sich auch auf der Homepage des Besucherzentrums des Hortobágy Nationalparks www.hnp.hu .

Text und Fotos: Stefan Pfützke

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