Hokkaido, Japans kalter Norden (Fortsetzung)
Der ganze Stolz der Japaner sind aber die Mandschurenkraniche. In der Kushiro-Marsch, die unser nächstes Ziel war, haben sich nach intensiven Schutzbemühungen die Bestände von 33 Vögeln in 1952 auf mittlerweile ca. 1.600 erhöht. Die Kraniche, die in der japanischen Kultur Sinnbilder für Langlebigkeit und Glück sind, werden im Winter regelmäßig gefüttert und sind an den Futterplätzen sehr vertraut. Im Akane Crane Center (N 43°08'653'', E 144°08'990'') finden sich alltäglich viele Fotografen und Kranichfans ein, um die Fütterung und das Verhalten des Nationalvogels live mitzuerleben. Einen besonderen Höhepunkt stellt die täglich um 14:00 Uhr anstehende Fütterung dar, da diese neben den Kranichen auch Seeadler anlockt. Dabei kommt es zu spektakulären Szenen, wenn beide Arten um Nahrung konkurrieren. Bei unseren Besuchen konnten wir bis zu 100 Kraniche, zehn Seeadler und einen Riesenseeadler an der Futterstelle beobachten.
Neben dem Besuch dieser Hotspots auf Hokkaido lohnt es sich, in jedem Hafen entlang der Küste einen Zwischenstopp einzulegen. Viele Entenarten nutzen die geschützten Bereiche, um hier auf Nahrungssuche zu gehen. Neben Arten wie Gänsesäger und Schellenten, können hier mit ein bisschen Glück auch Sichel-, Eis- und Kragenenten fast formatfüllend abgelichtet werden. Außerdem tauchen an den Küsten regelmäßig Silberalken und Brillenteisten sowie an der Spitze der Nemuro-Halbinsel Rotgesichtscharben auf, so dass sich zwischendurch auch mal eine Phase mit „sea-watch" lohnen kann.
Den Abschluss auf Hokkaido stellte ein weiterer Besuch des Lake Furen dar. Unser Ziel war es, die um die Nahrung streitenden Krähen, Adler und Schwarzmilane bei ihren atemberaubenden Verfolgungsjagden in der Luft zu dokumentieren. Wenn vor allem die Greife um die Nahrung konkurrieren, kommt es regelmäßig zu atemberaubenden Verfolgungsszenen, in die oft mehrere Schwarzmilane, Seeadler und Riesenseeadler verwickelt sind. Mit etwas Glück spielen sich diese in günstiger Entfernung und bei guten Lichtverhältnissen ab, und man kommt zu grandiosen Fotos.
Da wir noch zwei Tage Zeit hatten, beendeten wir unsere Japanreise mit einem Kurzaufenthalt in Tokio. Hier erwartet den Besucher die beeindruckende Hochhauskulisse einer der größten Städte der Welt mit entsprechend buntem Leben. Aber selbst in Tokio gibt es kleine Naturoasen, die Parks. Wir besuchten den Ueno- und Yoyogi-Park und fanden andernorts scheue und selten Arten wie Fahl-, Rotkopf- und Rostflügeldrossel, Orientturteltaube und Spießenten die sich hier fast zwischen den Füßen der Parkbesucher fotografieren ließen.
Eine Reise im Winter in den Ostteil der Insel Hokkaido ist aufgrund der atemberaubenden Situationen mit den Seeadlern und Kranichen, der Futterstelle für den Riesenfischuhu sowie den vielen guten Fotogelegenheiten mit Meeresenten für Vogelfotografen sehr empfehlenswert. Wir hatten Glück mit dem Wetter und mit Ausnahme von wenigen Tagen fast nur Sonne und wenig Wind, sodass sich die Temperaturen von zeitweise unter -10°C gut ertragen ließen; dies muss nicht immer der Fall sein. Zu beachten ist, dass Japan zumindest bei einem Wechselkurs von 110 Yen für 1 Euro ein teures Land ist. Verständigungsschwierigkeiten sind programmiert, da kaum jemand Englisch spricht. Dementsprechend ist eine gute Planung im Vorfeld einer solchen Reise unabdingbar.