Thailand im Winter
Unsere Reise startete an dem Küstenstreifen zwischen Pak Thale (N 13°08’515“, E 100°03’367’‘) und Hat Chao Samran, dem aktuell bedeutendsten Überwinterungsplatzes des Löffelstrandläufers in Thailand. Dieses Gebiet besteht aus unzähligen Salinen, die sich am tidebeeinflussten Golf von Thailand befinden. Die Kombination aus temporär trockenfallenden Watt- und Salzgewinnungsflächen ist der Grund dafür, dass dort eine Vielzahl von Limikolen durchzieht und überwintert. Zu den häufigsten gehören Rotkehlstrandläufer, Teichwasserläufer, Großer Knutt, Mongolen- sowie Wüstenregenpfeifer, Stelzenläufer und Uferschnepfen. Aber auch seltenere Arten wie Langzehenstrandläufer, Pazifischer Goldregenpfeifer, Tüpfelgrünschenkel und Steppenschlammläufer werden hier regelmäßig gesehen. Wir waren überwältigt von der großen Anzahl und Artenfülle der Limikolen in den Salinenkomplexen. Viele Arten konnten wir aus geringer Entfernung beobachten und fotografieren. Gleich am ersten Tag und auch an den Folgetagen konnten wir regelmäßig 1-2 Löffelstrandläufer finden. Biologen, die Beringungsprogramme zur Erforschung der Wattvögel der Salinengebiete durchführen, rechnen damit, dass die Vögel wohl in den nächsten Jahren nicht mehr in Thailand überwintern werden, da ihr Bestand weiter rückläufig ist (s.a. www.loeffelstrandlaeufer.blogspot.com).
Neben den Salinen, bietet das nordöstlich anschließende Kulturland mit Reisfeldern eine große Artenvielfalt und dementsprechend gute Beobachtungsmöglichkeiten.
Nach dem Besuch der Salinen fuhren wir in den Regenwald Kaeng Krachan, er ist mit knapp 3.000 km² der größte Nationalpark Thailands. Neben der Kulisse, die dieser ursprüngliche Regenwald aufweist, beeindruckte uns vor allem die von verschiedenen Affen- und unzähligen Vogel- und Insektenarten erzeugte Vielfalt an Stimmen. Jeder, der schon versucht hat, im Regenwald Vögel zu beobachten, kennt das Problem: Man hört viel, sieht aber wenig. Die beiden Camps und die Säume der ca. 40 km langen Straße durch den Park waren zum Beobachten und Fotografieren am ergiebigsten, in der dichten Vegetation des geschlossenen Waldes findet man hingegen nur wenig. Eine Übernachtung in einem der Camps ist empfehlenswert, da morgens gleich an den Hotspots des Parks beobachtet werden kann, ohne dass durch eine lange Anfahrt die beste Zeit des Tages im Auto verbracht werden muss. Außerhalb des Nationalparks gibt es diverse Lodges als Alternative zu den Camps. Wir waren mehrere Nächte in der Baan Maka Lodge. Von hier aus kann auch eine Sitzung in einem Fotohide gebucht werden; ohne Frage die ergiebigste Möglichkeit, Fotos von Vogelarten aus dem Regenwald zu schießen.
Der südlichste Ort, den wir in Thailand besuchten, war Krabi. Das gleichnamige Flussdelta ist für seine noch recht ausgedehnten Mangrovenbestäde bekannt. Per Boot (buchbar über Chan Phen Tour, Krabi, Tel.: 075/612004) ließen wir uns in die verzweigten Deltaarme der Mangrovenwälder fahren. Dies ist die einzige Möglichkeit, die typische, aber recht artenarme Fauna dieses speziellen Lebensraumes zu erkunden. Highlights der dreistündigen Bootstour waren Braunflügel- und Kappenliest, Dollarvogel und in den vorgelagerten Wattflächen nahrungssuchende Limikolentrupps und Seeschwalben. Unter anderem waren Tüpfelgrünschenkel, Terekwasserläufer, Rüppell- und Eilseeschwalben zu sehen.
Auf der Rückfahrt Richtung Norden machten wir einen kurzen Abstecher in den Sri Phang Nga National Park. Obwohl wir nur einen kurzen Track in den Regenwald entlang eines Flusstals fanden und nur wenige Stunden dort waren, stellte sich das Gebiet als sehr spannend heraus. Hier konnten wir morgens einige aufsteigende Schopfwespenbussarde und Schlangenweihen in der ersten Thermik sowie einige Singvögel wie z. B. den Samtstirnkleiber beobachten. Besonders beeindruckend waren freistöckig lebende Völker der Riesenhonigbienen, die in den ausladenden Ästen größerer Bäume ihre Waben hatten. Sie besiedeln sog. Bienenbäume, in denen oft mehrere Kolonien große Nester für eine lange Brutphase anlegen, die der Bildung neuer Schwärme dienen.
Der Kao Yai Nationalpark nördöstlich von Bangkok, unser letztes Ziel, bietet gute Chancen, neben einer reichhaltigen Vogelwelt auch ein paar Säugetiere zu sehen. In den frühen morgen- und späten Abendstunden hat man die besten Chancen, Arten wie den Indischen Elefanten, Stachelschwein, Gaur, Bengalkatze und Weißhandgibbons entlang der Straßen und auf den reichlich vorhandenen Freiflächen, die z. T. durch absichtliches Abflämmen zur Biotoppflege entstehen, zu sehen. Dort und in den Camps zeigen Javaneraffen, Muntjaks und Sambar Hirsch wenig Scheu und können auch mit kurzen Brennweiten fotografiert werden. Aufgrund der auch durch die Freiflächen abwechslungsreich strukturierten Landschaft gelingen hier, im Gegensatz zum Kaeng Krachan, wesentlich leichter Beobachtungen von beispielsweise Greif- und Hornvögeln, aber auch vieler weiterer Vogelarten. Wir konnten mit Doppel-, Furchen- und Orient- drei Hornvogelarten sehen, die leider in der Regel nur im großen Abstand vorbei flogen. Längere Aufenthalte entlang der Flussläufe und Freiflächen sowie in den Camps hatten sich bewährt, da hier immer wieder neue Arten auftauchten und die Tourliste bereicherten.
Ein Aufenthalt im Kao Yai wäre nicht komplett ohne einen Besuch der Fledermaushöhle nördlich des Parks. Diese „Batcave" gehört vermutlich weltweit zu den Höhlen, in der sich am meisten Fledermäuse aufhalten. Es gibt zwar mehrere Quartiere von Fledermäusen im Einzugsbereich des Nationalparks, dennoch ist diese schon wegen der Menge der abends ausfliegenden Tiere am spektakulärsten. Die Höhle liegt etwa 25 km vom nördlichen Parkausgang entfernt und ist, da sie weder in der Nähe eines Ortes liegt noch ausgeschildert ist, schwer zu finden. Um die Zeit des Sonnenuntergangs (z. B. Mitte Januar 17:30 Uhr) beginnt der Ausflug. Über einen Zeitraum von ca. 45 Minuten fliegt ein schier endloses Band von wohl weit über eine Millionen Lippenfaltenfledermäusen zur nächtlichen Jagd aus. In Abhängigkeit von Windstärke und -richtung ändern die Fledermäuse mehrfach die Ausflugrichtung und -höhe. Das Naturschauspiel zieht einen derart in den Bann, dass das Fotografieren für einen Moment in den Hintergrund gerät.
Die erste Januarhälfte bietet klimatisch, da es sich um die Trockenzeit handelt, und auch aufgrund der geringen Dichte an Mücken und Blutegeln, angenehme Bedingungen zum Reisen. Allerdings ist die Aktivität einiger Vogelarten sehr eingeschränkt (z. B. sahen wir keine Pittas) und diese sind deshalb nur schwer zu finden. Außerdem halten sich einige Arten weiter südlich in ihren Winterquartieren auf. Dies, aber auch das Wetter, ändert sich im Laufe des Frühjahrs. Entsprechend den individuellen Zielen muss jeder für sich entscheiden, welche Jahreszeit die beste für eine Thailandreise ist. Eine naturkundliche Reise in das südostasiatische Land lohnt fast zu jeder Jahreszeit.